Deutsch

Responding to Crisis

Interventions for Sustainable Futures


Zwei Tage zur Klimakrise, alternativen Wegen des Denkens und Handelns – und was wir selbst tun können. Mit Akteur*innen aus Initiativen für eine neues Verständnis von Nachhaltigkeit und Zusammenleben.

Im Rahmen des Vorprojekts für ein neues Einstein Center Climate Change möchten wir das Wintersemester mit einer zweitägigen Veranstaltung beginnen, zu der alle Studierenden herzlich eingeladen sind. Mit Vorträgen, Workshops, Performances und Installationen werden wir uns der Frage widmen, wie jede*r von uns auf die vielfältigen Auswirkungen des Klimawandels antworten kann und was wir ihm politisch, aktivistisch, künstlerisch und gestalterisch entgegensetzen können. Denn die Klimakrise hat sich längst von einem rein ökologischen hin zu einem sozialen, geo- und realpolitischen, ökonomischen und grundlegend kulturellen Problem entwickelt. So haben wir es im Falle der Klimakrise mit einem wicked problem zu tun, also mit einer Problemstellung, die vielfältige Auswirkungen hat und auf die vielfältige Faktoren Einfluss nehmen. Dieser Komplexität wird allzu oft mit Resignation, Fatalismus oder Zynismus begegnet. Dennoch gibt es eine Vielzahl von Initiativen und Projekten, etwa im politischen Aktivismus, im Policy-Making, in der Bürger*innenbeteiligung, in Bildung und Forschung, in den Künsten und der Gestaltung, die konkrete Probleme herausstellen und wirkungsvolle Antworten finden. Responding to crisis – Interventions for sustainable futures bringt Akteur*innen aus diesen Bereichen zusammen und bietet Studierenden und Mitarbeiter*innen die Möglichkeit, mit ihnen in Austausch zu treten sowie Anregungen für eigene Ideen und Projekte zu sammeln und diese zu diskutieren.

Die zweitägige Veranstaltung soll Raum schaffen für unterschiedliche Präsentations- und partizipative Formate und wird in drei Tracks bzw. Themenbereiche gegliedert sein: (i) Mapping the Anthropocene, (ii) Spaces of Cohabitation, (iii) Transforming Initiatives. Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung für einzelne Programmpunkte werden noch bekannt gegeben. Wir laden alle Studierenden und Kolleg*innen herzlich ein, sich mit Programmvorschlägen zu beteiligen.


Track 1
Mapping the Anthropocene

Der Begriff Anthropozän wurde im Jahr 2000 von dem Chemiker Paul J. Crutzen und dem Biologen Eugene F. Stoermer vorgeschlagen, um ein neues Erdzeitalter unseres Planeten zu markieren. Die beiden Forscher haben sich in ihren Arbeiten mit den Veränderungen von Atmosphäre und Frischwasser auseinandergesetzt und nehmen insbesondere die weitreichenden Folgen des menschlichen Einwirkens auf den Planeten in den Fokus. Diese Folgen sind so weitreichend, dass sie im Gegensatz zu früheren Perioden in der Menschheitsgeschichte, von den Ökosystemen unserer Umwelten nicht mehr abgefangen und integriert werden können. Mit seinen Spuren prägt der Mensch den Planeten unübersehbar und auf hunderte oder tausende von Jahren – die Erderwärmung oder atomare Zwischenfällen sind Zeugnisse dafür. Das Anthropozän würde damit das Holozän als Erdzeitalter ablösen, jene seit rund 11.000 Jahren anhaltende warmzeitliche Epoche, die bislang auch das 20. Jahrhundert umfasste.

„Mapping the Anthropocene“ greift die Forderung aus dem Terrestrischen Manifest (2017) des französischen Philosophen Bruno Latour auf: „Alles muss aufs Neue kartografiert werden.“ Wir müssen nun entscheiden, wie wir mit dieser Verantwortung umgehen wollen, wie wir mit unserem Handeln einen ganzen Planeten und seine miteinander verbundenen Ökosysteme langfristig beeinflussen wollen. Dies ist eine Verantwortung, die wir auch uns gegenüber und den uns nachfolgenden Generationen tragen. Denn eine Position außerhalb dieser Ökosysteme – nennen wir sie Natur – gibt es für den Menschen nicht, selbst wenn wir ihn in einer abgetrennten Sphäre – nennen wir sie Kultur – positionieren würden. Das Anthropozän zu kartografieren bedeutet somit zunächst, eine neue Position für den Menschen zu finden. Eine Position, die nicht mehr im Zentrum aller Dinge oder in einer dominierenden „Krone der Schöpfung“ zu suchen wäre.


Track 2
Spaces of Cohabitation

Die Formen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens werden durch Leitideen geprägt und in sozialen Prozessen ausgehandelt. Viele Strukturen unseres Zusammenarbeitens und -lebens ergeben sich aus historisch gewachsenen Kontexten und Logiken. Im Kontext multipler Krisen wird heute neu verhandelt, wer an der sozialen Konstruktion dieser Strukturen beteiligt ist, was darin mitgedacht wird und wie die Verhältnisse der Akteur*innen ausgeformt sind. Neue Ansätze integrieren bisher unberücksichtigte Interessengruppen (wie etwa nicht-menschliche Akteure oder zukünftige Generationen) und fordern damit den Begriff eines neuen Gemeinwohls.

Die Forderung lautet: Wir müssen neue Wege des Zusammenlebens finden. Neue Formen der Verteilung von Gewinnen, von Risiken, von Eigentumsverhältnissen werfen Fragen nach einer Neuausrichtung der organisatorischen Strukturen unseres Zusammenlebens auf. Auf lange Zeit gewachsene und starre Systeme sind nicht immer in der Lage, Antworten auf komplexe Fragen aktueller und zukünftiger Krisen zu finden, die zum Teil durch sie selbst mitverursacht wurden. Die hier diskutierten Initiativen zeigen, dass individuelle, gemeinschaftliche und gesel-lschaftliche Perspektiven durch konsequente Konzepte zusammengeführt werden können.




Track 3
Transforming Initiavives

Allmählich wird uns allen klar: Die Schaffung wünschenswerter Zukünfte, mit denen wir der Verantwortung gegenüber folgender Generationen Rechnung tragen, bedingt eine radikale Infragestellung und Korrektur unseres gesamtgesellschaftlichen Handelns. Aus der Zivilgesellschaft setzt sich eine wachsende Anzahl an Initiativen immer deutlicher für eine sozio-ökologische Transformation ein. Sie alle  fordern  die Verhandlung eines neuen Gemeinwohls, Teilhabe und – insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel –  Generationen-gerechtigkeit ein. Eine vielfältige Akteurslandschaft – Bürger*innen, Aktivist*innen, Verbände, aber auch Forschungseinrichtungen, Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung – bildet sich durch diese Mitgestaltung neuer Lebens-welten heraus. Sie macht deutlich, dass weder Bottom-Up-Initiativen, noch Top-Down-Setzungen allein die treibende Kraft für eine ökologisch nachhaltige und sozial gerechte Transformation sein können. Die Netzwerke, die diese Akteur*in-nen gemeinsam bilden können, erproben neue Wege und Ansätze – etwa des gemeinsamen Lernens, der partizipativen Forschung oder des wirkungsvollen, kollektiven Auftretens in politischen Gestaltungsprozessen.


Die Planung dieser Veranstaltung findet unter Berücksichtigung – bzw. ihre Umsetzung (vor Ort oder online) vorbehaltlich – der bis dato gültigen Corona-Maßnahmen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen des Berliner Senats statt.


Datum
22. & 23.10.2021

Ort
Berlin Open Lab (inkl. des neuen BOL-Gartens!),
Universität der Künste Berlin Einsteinufer 43, 10587 Berlin

Ansprechpartner für Kooperationsvorschläge
Prof. Dr. Gesche Joost, Dr. Daniel Irrgang (irrgang@medienhaus.udk-berlin.de)


English

Responding to Crisis

Interventions for Sustainable Futures


Two days on the climate crisis and alternative ways of thinking and acting – and what we can do ourselves. With participants from initiatives for a new understanding of sustainability and coexistence.

All students are warmly invited to a two-day event, kicking off the winter semester in the framework of the pre-project for a new Einstein Center Climate Change. With lectures, workshops, performances, and installations we’ll be thinking about how each of us can respond to the multifaceted impacts of climate change, and how we can push back politically, artistically, and through design and activism. After all, climate change has long evolved from a purely ecological problem into a social, geopolitical, economical, and fundamentally cultural problem. We are dealing with a wicked problem, that is, an issue that has variegated impacts and is influenced by variegated factors. This complexity is all too often met with resignation, fatalism, or cynicism. Still, there exists a variety of initiatives and projects, such as in political activism, policy-making, civic involvement, education, research, arts, and design, highlighting concrete problems and finding meaningful answers. Responding to crisis – Interventions for sustainable futures brings together participants from these areas and offers students and employees the opportunity to interact with them and to brainstorm their own ideas and projects and discuss them.

The two-day event aims to make space for different formats of presentation and participation, and will be divided into three tracks/topics: (i) Mapping the Anthropocene, (ii) Spaces of Cohabitation, (iii) Transforming Initiatives. More information about the program and registration for individual parts of the program will be announced. We warmly invite students and colleagues to contribute their own suggestions for the program.

The planning of this event will be taking into consideration the most up-to-date corona regulations for schools and colleges from the Berlin Senate. The setting of the event in person or online will be conditional on these regulations as well.

Date
October 22nd & 23rd, 2021
Location
Berlin Open Lab (including the new BOL garden!)
Universität der Künste Berlin Einsteinufer 43, 10587 Berlin
Contacts for proposals for cooperation
Prof. Dr. Gesche Joost, Dr. Daniel Irrgang (irrgang@medienhaus.udk-berlin.de)